Sanierung einer Tuffsteinfassade mit minimalinvasiven Methoden
Traditionsgebäude des Sparkassenverbandes Niedersachsen
Sanierung einer Tuffsteinfassade mit minimalinvasiven Methoden
- Fakten
- Essay
Bauwerk:
- Bauwerkstyp:
- Hochbau
- Baujahr:
- 1914, Instandsetzung 2015 - 2016
- Lage:
- Hannover, Schiffgraben 6
- Konstruktion:
- selbsttragende vorgesetzte Werksteinfassade aus Tuffstein
- Abmessungen:
Fassadenfläche: ca. 1.200 m2
Tätigkeiten:
- Objekt- und Tragwerksplanung für die Sanierungsmaßnahmen
- Baubegleitende Qualitätssicherung (BQS) Naturstein- und Betoninstandsetzung
Aufgabenstellung und denkmalschutzgerechtes Sanierungskonzept
Das Traditionsgebäude von 1914 wurde im Krieg vor allem im Dach zerstört und die Fassade in den 50er Jahren umgebaut.
Durch akut absturzgefährdete Steine des Traufgesimses und einzelne Schädigungen in der Fassade und den Verblechungen bestand die Aufgabe, die Fassade des Traditionsgebäudes denkmalgerecht zu sanieren. Vorausgegangene Gutachten waren auf den vollständigen Rück- und Wiederaufbau der Fassade oder großflächige Nachverankerungen orientiert. Dieser Eingriff in die Fassade war aus denkmalpflegerischer Sicht inakzeptabel. Hierzu galt es, eine Alternative zu entwickeln. Der Focus der Planung lag zum einen auf der Erkundung des baukonstruktiven Bestandes und auf der denkmalschutzgerechten Planung unter Wahrung des historischen Erscheinungsbildes der Fassaden.
Der Sanierungsbedarf leitete sich aus verschiedenen Problemstellungen im Fassadenbereich ab:
- Ergründung der Ursachen von Rissbildungen und Oberflächenversätzen
- Verankerung von Teilen der Natursteinfassade nach Stand der Technik
- Sanierung von Schäden an der Fassade
- Befestigung hohlliegender Natursteine
- Überarbeitung der Fugen und teilweise Neuverfugung
- Ausbildung eines effektiven Fassadenschutzes durch Verblechungen
Bauwerksdiagnostik als Grundlage einer denkmalgerechten Fassadensanierung
Zur Erkundung des vorhandenen Fassadenaufbaus wurde in mehreren Bauwerksachsen die Schichtfolge in Sondierungsbohrungen endoskopisch untersucht. Die Materialeigenschaften wurden an Bohrkernen labortechnisch geprüft. Die Analyse ergab, abweichend von den vorausgegangenen Feststellungen, dass die historische Natursteinschale mit dem Rohbau über tiefer einbindende Steine regelmäßig verzahnt und ohne zusätzliche Verankerungen in das tragfähige Mauerwerk eingebunden ist.
Der nach einem Kriegsschaden neu ausgeformte Traufbereich war mit plattenartigen Verkleidungen ausgebildet, deren Verankerungen starke Korrosionsschäden zeigten. Zusätzlich war die Stahlbetondecke als Verankerungsbasis durch Bewehrungskorrosion geschädigt. Auf Basis der Bauwerksdiagnostik wurde eine denkmalgerechte Fassadensanierung ausgearbeitet, abgestimmt und umgesetzt.
Betoninstandsetzung
Ausgehend von der ermittelten Betondeckung und -druckfestigkeit wurde der Korrosionsschutz der Bewehrung wiederhergestellt und Schadstellen mit entsprechendem Betonersatzmaterial reprofiliert. Damit war die Basis für die neu zu verankernden Traufelemente aus Tuffstein wieder geschaffen. Zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit erhielten alle Betonoberflächen ein Oberflächenschutzsystem.
Fassadeninstandsetzung
Neben der allgemeinen Instandsetzung sind die erkundeten Schadstellen in der Fassade spezifisch bearbeitet worden. Die abgängigen Natursteinelemente des Traufgesimses wurden überarbeitet bzw. ersetzt und mit neuen Fassadenankern befestigt. In den Fassadenbereichen erfolgten partielle Nachverankerungen zur Lagesicherung mittels vertieft gesetzter Mikroanker. Zur Vermeidung von Zwängungen aus thermischer Verformung der Natursteine wurden in mehreren vertikalen Achsen verformungsfähige Dehnfugen ausgebildet. Geschädigte Bereiche, speziell an den Übergängen zur Fassadenverblechung, wurden mit restauratorischen Antragungen ergänzt und die Fugen im Anschluss durch Ausstemmen mit Bleiwolle traditionell geschlossen. Die horizontalen Flächen der Gesimse und Fenster wurden zum Fassadenschutz analog zur bauzeitlichen Kupferverblechung mit Rollkante neu abgedeckt.