Rückbau einer Spannbetonbrücke

Bauwerkstyp
Straßenbrücke
Baujahr
1965
Lage
Altdorf, Stadtteil Unterrieden

SÜ Talbrücke Unterrieden

Rückbau einer Spannbetonbrücke

  • Fakten
  • Essay

Bauwerk:

Bauwerkstyp:
Straßenbrücke
Baujahr:
1965
Lage:
Altdorf, Stadtteil Unterrieden
Konstruktion:
Hohlkastenbrücke
Abmessungen:

Anzahl Felder: 16

Brückenlänge: 622 m

Brückenbreite: 29,6 m

Stützweite: 33,25 m; 14x 39,71 m; 33,25 m

Bauwerkshöhe: 44 m

 

Inbetriebnahme:
2023
Fertigstellung:
2023

Tätigkeiten:

  • Ausführungsplanung Rückbau
  • Objekt- und Tragwerksplanung
  • Rückbau in Herstellrichtung, nachträgliche Verankerung von Spanngliedern
  • Forschungsvorhaben
  • Bestandserfassung

Leistungszeitraum:

2019 - 2023

Die Talbrücke Unterrieden wurde in den 1960er Jahren mit einem Vorschubgerüst hergestellt und ist gerade für bayerische Autobahnbrücken charakteristisch, weil große Abschnitte der bayerischen Autobahninfrastruktur genau mit so einer Vorschubrüstung hergestellt wurden. Damals waren die bayerischen Pionierleistungen in der Entwicklung und Anwendung dieser Bautechnologie wegweisend für den Autobahnbau des Bundes. Der nördliche Überbau wurde vom Widerlager Amberg und der südliche Überbau vom Widerlager Nürnberg ausgebaut. Das Bauwerk hat 16 Felder und ist im Grundriss gekrümmt. Der Querschnitt ist ein zweizelliger Kastenquerschnitt. Die Fahrbahn- und Bodenplatte sind zu den Stegen hin gevoutet ausgeführt. Stege und Bodenplatte vouten sich zu den Auflagerachsen hinauf. Die Vorspannung erfolgte mit dem Spannverfahren Polensky & Zöllner.

Der Rückbau des nördlichen Überbaus ist im Oktober 2020 abgeschlossen. Für den Rückbau kam eine Vorschubrüstung zum Einsatz und der Rückbau erfolgte in umgekehrter Richtung zur Herstellung und war deshalb unproblematisch aus Sicht der Nachweise der bauzeitlichen Standsicherheit. Die Koppelfuge befindet sich an der künstlichen Trennfuge für den Rückbau. Somit sind alle Spannglieder voll verankert (gemäß Zulassung) und für die Rückbauzustände wirksam.

Um die Bauabläufe beim Ersatzneubau zu optimieren, hat sich die ARGE entschlossen vom Entwurf abzuweichen und den südlichen Überbau in Herstellrichtung zurückzubauen. Dabei werden die Arbeitsfugen für den Rückbau nicht an den Stellen hergestellt, an denen die ursprüngliche Kopplung der Spannglieder erfolgte. Damit müssen Spannstähle durchtrennt werden und es ist nicht sichergestellt, dass diese sich an bzw. hinter der Trennstelle verankern und für die statischen Nachweise der übrigen Überbauabschnitte mit angesetzt werden können (siehe Abbildung unten). Für die Standsicherheit des Kragarmes und des Nachbarfeldes, das noch nicht zurückgebaut wird, sind die Spannglieder zwingend erforderlich.

In einem ergänzenden Forschungsprojekt sollen Erfahrungen aus dem Rückbau der Brücke gewonnen werden, die später auch für weitere Projekte genutzt werden können.

Die Untersuchungen umfassen Materialuntersuchungen und die Erprobung von verschiedenen Technologien zur Erfassung der Bestandsgeometrie. Dies soll die Basis für mögliche Reduktionen von anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwerten bilden, so dass hier vereinfachte experimentelle Nachweisverfahren zukünftig einheitliche Vorgehensweisen definieren. Ein weiterer Hauptfokus liegt auf der zerstörungsfreien Untersuchung der Verpresszustände der Spannglieder und die Beurteilung der nachträglichen Verankerung bei der Durchtrennung dieser Spanngliedern. Hier werden systematisch die Ergebnisse messtechnisch erfasst (Georadar, Ultraschall und Impact-Echo), bewertet und analysiert. Damit bilden diese Untersuchungen eine wichtige Grundlage für die Regelungen in einer zu erarbeitenden Rückbaurichtlinie. Folgende Untersuchungsgegenstände sollen im Rahmen des Forschungsvorhabens näher betrachtet werden.

  • Möglichkeiten und Grenzen der realistischen Erfassung der Bestandsgeometrie durch geodätische Verfahren
  • Untersuchung der Materialeigenschaften, Streuung, Rechenannahmen
  • Nachträgliche Verankerung von Spanngliedern über Verbund